Jens Ausderwäsche ist eine Experimental-Pop-Künstlerin aus Chemnitz, die nach Punk klingt. Mit einer Stimme, die impulsiv das transportiert, was die in der Bedeutungslosigkeit alltäglicher Routinen und Rituale schlummernden Gefühle nicht mehr zu Sagen vermögen, verschafft sich Jens Abstand zum emotionalen Abfahrtsski. Und ihre Stimme ist lauter als dieser Alltag! Dadurch öffnen ihre Songs genau dort für diese schlummernden Vagabunden einen Ort, an dem sie ihre poetische Energie voll entfalten können: Von den Rändern des Abgrundes eines Nervenzusammenbruches bis hin zur Gewalt eines Urohrwurmes werden viele Gefühle wieder lebendig. Ihre metaphorische Sprache zeichnet scharfe Umrisse einer durchlebten Perspektive des Lebens und liefert treffsichere Sprüche, für den schier endlosen Wahnsinn des Aufenthaltes an dem temporären Ort, den wir Leben nennen.

Mit dem Gesang und der Sprache von Jens Ausderwäsche fließt auf wundersame Weise eine Form der Poesie in die Texte ein, welche nicht nur post-industrielles Restrauschen mitschleift, sondern auch der Sprache selbst eigenwillig zusetzt und ihrer Dekonstruktion und Neuerrichtung auf dem Fundament der freien Entfaltung im Geiste von DADA und Punk zustreben zu scheint.

Nach dem Debüt im Jahr 2020 mit dem Konzept - Album „Dir“, das sich thematisch der Verarbeitung persönlicher Traumata widmete, folgt nun die behutsame Wartung der ersten analytischen Momentaufnahme mit dem Album „Mir“ von Jens Ausderwäsche. Es erscheint am 17. Juli 2021 ebenso wie „Dir“ auf Kassette und bildet damit die Mitte einer Trilogie über das Leben am Ereignishorizont des Alltags.

2018 erschien ihr erstes Demo-Album "Barbaren" als reines Digital-Release, das Jens unmittelbar in Verarbeitung der Gewaltexzesse im August 2018, verschanzt in ihrem Chemnitzer Wohnzimmer „in der RÖ“ aufnahm, als gefühlt an jeder dritten Ecke eine neonazistische Zusammenrottung zu befürchten war. Ein emotionaler Aderlass einer Stadt auf dem Prüfstand, dem sie trotz allem als zweiten Song das über -drehte „Ich wohn immer noch in Chemnitz“ als Bekenntniss voranstellt, um dann an der Barbarei zu verzweifeln.

Für „Mir“ hat sie bewusst mehr Zeit beim Schreiben der Songs verbracht und mehr Augenmerk auf die Suche nach Eingängigkeit gelegt. Und das hört man. Viele Stücke haben starke Ohrwurmqualitäten und bleiben doch auch irgendwie im Gehörgang stecken, wie zermatschte Ohrenkneifer, deren Zangen noch am Trommelfell kratzen. Denn mit den 9 Liedern führt sie die Handlung des vorangehenden Albums „Dir“ lose weiter und bearbeitet die an jeder Ecke des Lebens lauernden traumatischen Erlebnisse. Diesmal jedoch mit einer gehörigen antibiotischen Dosis Pop und mittelt somit das Leben in der Trilogie über die Absurdität des Seins ein. „Mir“ ist ein Startschuss ohne Endpunkt. Titel wie „Krokus“, „Runden im Schnee“ oder „Ich weiß nicht“ lauern auf diesem Album wie uneingelöste Glücksmomente, wie eine Ahnung von einem anderen Leben, einer Sehnsucht nach Orientierung und dem Hinterlassen von Spuren. Etwas Selbstgewidmetes will hier raus und muss gehört und geteilt werden, als passender Soundtrack, der genau dann in der U-Bahn auftauchen sollte, wenn mal wieder nichts läuft und alles innerlich nach Ausbruch schreit. Was die Trilogie komplettieren wird bleibt offen und schürt unsere Neugier...

Im April erschien bereits die Single "Krokus" über das Hauslabel RÖ13Records digital. Jens Ausderwäsche ist außerdem Teil der Band Baumarkt. „Mir“ wird via dem Chemnitzer Tape Label IN:EX in exklusiver Auflage und mit besonderen Grafiken des befreundeten Künstlers Laurin Erdmann versehen wieder auf Kassette veröffentlicht. Rö13 Records übernimmt die Veröffentlichung auf CD.